Eine aufwühlende Woche geht zu Ende.
Eine Woche, nach der man sich ernsthaft fragt, wohin sich manches noch entwickeln soll.
Angefangen hat es bereits am vergangenen Sonntag, als ein Scottish Fold Kater als Fundtier zu uns kam.
Der arme Kater, den wir Maui nannten, war in keinem guten Zustand und hatte offensichtlich
schwerwiegende gesundheitliche Probleme. Sein Hunger war groß, die Angst etwas herunterzuschlucken war
jedoch größer. Kein Wunder also, dass Maui nur noch Hautund Knochen war. Luft bekam er nur sehr schlecht,
so dass bei der kleinsten Aufregung die Schleimhäute des Katers blau anliefen. Seltsamerweise meldete sich
niemand für den Rassekater. Trotz seines schlechten Allgemeinzustand musste man das Risiko der Narkose eingehen,
um überhaupt eine Chance der Diagnostik zu haben und die Option ihm helfen zu können.
Die Chance, dass er das überlebt, war gering, aber eine andere hatte er definitiv nicht.
Die Ursache für seinen schlechten Zustand war letztendlich, dass seine Scottisch Fold Gene Scottisch Fold Dinge taten.
In seinem Fall, unter anderem den Kehlkopf zu lähmen. Behandeln konnte man ihn in diesem Stadium nicht mehr.
Nur den letzten Weg gemeinsam mit ihm gehen.

Und auch Opa Kuni, der ebenfalls in einem sehr schlechten Zustand zu uns kam, mussten wir leider gehen lassen, da sich sein Zustand,
trotz anfänglicher Hoffnung nach der Zahnoperation plötzlich stark verschlechterte. Dieser Kater, der zuvor einen unversorgten
Autounfall mit zertrümmerten Becken und den Abschuss mit einem Luftgewehr überlebt hatte, hatte letztendlich dann doch keine Kraft mehr.
Trotz mehrtätigem stationärem Aufenthalt in der Klinik und einer Tierärztin, die alles Mögliche versuchte, haben wir den Kampf um ihn verloren.
Vielleicht wären die Beiden diesen letzten Weg ja gerne mit den Menschen gegangen, bei denen sie die letzten Jahre verbracht haben,
aber wir sind uns sicher, dass sie gespürt haben, dass wir sie nicht allein lassen.

Am Dienstag wurden dann sechs Mittelspitzwelpen bei uns abgegeben, nachdem die Halter keine Käufer für diese finden konnte.
Es sind nun 12 Hunde aus diesem Haushalt, die in den letzten 18 Monaten an uns abgeschoben wurden, weil man keine Lust
mehr auf sie hatte oder sie eben auch nicht verkauft bekommen hat. Die Spitze sind alle sehr dünn, ihr Fell ist vom eigenen Kot und Urin
verschmutzt und schon gelb verfärbt. Die mangelhafte Ernährung und daraus resultierende Durchttrittigkeit sind deutlich und lassen den
Blutdruck eines jeden Physiotherapeuten steigen. Ob die Halter die noch verbliebenen Elterntiere nun kastrieren lassen, ist zweifelhaft.
Wir stehen bereits bezüglich dieser Situation mit den Behörden in Kontakt. Akut war es jedoch wichtig, dass die Welpen in ein Umfeld kommen,
indem sie die notwendige Versorgung erhalten. Glücklicherweise hat ein anderes Tierheim seine Unterstützung zu gesagt.
Denn aufgrund der vielen Fundhunde, die nicht abgeholt werden, fehlt es einfach an Kapazitäten, um die Kleinen für längere Zeit unterzubringen.

Aber springen wir weiter zum Mittwoch, als die kleine süße Dackel-Mix -Hündin als Fundhund zu uns gebracht wurde. Sie war sehr verängstigt, kannte
weder Halsband noch Leine und Hundefutter oder Leckerlies waren ihr auch äußerst suspekt. Die Tage vergingen und sie taute immer mehr auf.
Aber gleichzeitig vergingen die Tage, in denen sich niemand meldete, der die junge Hündin zu vermissen schien. Ob das damit zusammenhängt,
dass Lotti (wie wir die junge Dame genannt haben), doch etwas mehr Zeit, Geduld und Training benötigt, als man es beim ersten Blick vermuten würde?
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Am Donnerstag folgte ein Anruf wegen eines gefundenen Feldhasenbabys unweit vom Tierheim. Feldhasenmütter lassen ihre Kinder oft allein,
um auf Nahrungssuche zu gehen. Dennoch nehmen wir die Sorgen von Findern ernst und sicherten zu, uns sofort auf den Weg zu machen,
um die Situation vor Ort einschätzen zu können. Auch mahnten wir dazu, dass man das Tierkind auf keinen Fall anfassen dürfe,
da die Mutter sich nicht mehr um das Kleine kümmern wird, wenn es nach Menschen riecht Die Finderin kam uns auf halbem Weg entgegen.
Natürlich mit dem Wildtierbaby in den Armen. Es ist so leicht, das Richtige zu tun. Google, Chat GPT und natürlich auch wir helfen sehr gerne.
Wieso sich jedoch vorab nicht informiert wird, oder wie in diesem Fall, erhaltene Informationen bewusst ignoriert werden, können wir nicht nachvollziehen.
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-Heute haben die ersten Katzenkinder bei uns im Tierheim das Licht der Welt erblickt.
Die offensichtlich geübte Mutterkatze war ebenfalls ein Fundtier, welches nicht abgeholt wurde. Die Kleinen sind wohl auf und dürfen sich nun in Ruhe entwickeln.
Passend dazu erhalten wir täglich unzählige Anfragen von Menschen, die eine Babykatze möchten. Besonders dringend ist das natürlich,
wenn man es noch heute braucht, weil es ein Geburtstagsgeschenk werden soll. Die Erklärung, dass Lebewesen, die auch mal 20 Jahre alt werden
und tausende Euro an Tierarztkosten schlucken können, keine guten Geschenke sind, werden natürlich belächelt. Dann geht man halt zum Bauernhof und holt da eins.
Das fehlende Verantwortungsgefühl und die falsche Vorstellung, dass Tierheime zu jeder Zeit verpflichtet sind sofort – und natürlich ohne Bezahlung –
das vorhandene „Problem“ zu lösen – dies nimmt immer weiter zu. Das Tier wird von vielen nicht als fühlendes Lebewesen gesehen,
sondern manchmal behandelt wie ein Gegenstand. Dieser wird schnell angeschafft, weil man gerade Lust dazu hat und
genau so schnell will man sich wieder dessen entledigen.
Es ist heutzutage für jeden mit Internetzugang möglich, sich über die Bedürfnisse jenes Lebewesens zu erkundigen, für welches man die nächsten
10-20 Jahre die Verantwortung übernimmt. Wer keinen Internetzugang hat, kann dies noch auf die alt bewährte Methode eines Buches aus dem Fachhandel tun.
Dann könnte man erfahren, dass Hamster kein passendes Haustier für Kleinkinder sind oder Katzen keine Einzelgänger.
Und dass es für die Entwicklung wichtig ist, dass Katzenkinder mit anderen Katzen aufwachsen. Auch das bspw. der Kangal für ein Leben im 12. Stock
der Hochhaussiedlung ebenfalls keine besonders gute Wahl ist.

Als Tierheim stehen wir jederzeit vorab mit Rat zur Seite. Aber manchmal hört man es dann eben nicht gern, wenn wir aufgrund von Fachwissen und gesammelten Erfahrungen von dem Wunschtier abraten.
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Categories: Aus dem Tierheim

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